Besuch der LVR-Klinik am 16.02.2024
Nationalsozialismus und Euthanasie - Was geschah damals in der LVR-Klinik?
Wir freuen uns, dass trotz des schlechten Wetters, über 23 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an unserer Veranstaltung in der LVR-Klinik teilgenommen haben.
Herr Olaf Mehl (Kurator des Museums – Forum Psychiatrie) und Frau Silke Freyaldenhoven (Öffentlichkeitsarbeit) starteten mit uns von Haus 16, dem Verwaltungsgebäude, den Rundgang über das Klinikgelände.
Die erste Station war die Kirche. Sie wird heute für die katholischen und evangelischen Gläubigen genutzt. Sie wurde 1878 erbaut und 1929 erweitert. Sie steht unter Denkmalschutz, wie viele andere Gebäude auf dem Klinikgelände. Herr Olaf Mehl führte die architektonische Geschichte der Klinik aus und die Veränderungen in der Geschichte der psychiatrischen Behandlung von Patientinnen und Patienten, bis hin zur heutigen modernen Form. Er wies darauf hin, dass direkt nach der Zeit des Nationalsozialismus die Ärztinnen und Ärzte sowie die Pflegerinnen und Pfleger dieselben waren. Dies lag daran, dass kein neues Personal nach dem Krieg da war aber auch kein Interesse an der Aufarbeitung der Schrecken des Nationalsozialismus vorhanden war. Wichtig war uns auch der gesamte Ein- und Überblick über die LVR-Klinik, der anschaulich von Frau Freyaldenhoven und Herr Mehl an verschiedenen Stationen vorgetragen wurde.
Kernpunkt der Veranstaltung war die Besichtigung des Hauses 5. Dort finden regelmäßig Ausstellungen und Workshops statt. Es ist 1900 eröffnet worden und diente als Forensik, bzw. sogenanntes Bewahrungshaus für den Maßregelvollzug bis zum Neubau und Fertigstellung des forensischen Dorfes. Hier soll die Geschichte der forensischen Psychiatrie dargestellt werden. Es wurden Menschen auch wegen kleiner Vergehen hier eingesperrt. Die Verhältnisse in Haus 5 waren für die Insassen verheerend.
Im Ausstellungsraum erläuterte Herr Mehl die nationalsozialistische Vergangenheit der LVR-Klinik. Es wurden 1947 Menschen deportiert. Viele Menschen wurden während des Dritten Reiches zwangssterilisiert. Dies erfolgte aufgrund des im Januar 1934 in Kraft getretenen "Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses". Diese Propaganda wurde mit „wissenschaftlichen Erkenntnissen“ untermauert. Alle Schulbücher und Medien verbreiteten diese Thesen, sodass in einem Großteil der Bevölkerung dieser Propaganda geglaubt wurde. Die Angehörigen und Familien der Menschen, die deportiert wurden stellten zunehmend Nachfragen. Ihnen wurde in der Regel mitgeteilt, dass der Sohn oder die Tochter an einer Lungenentzündung verstorben wäre.
Auf dem Klinikgelände selbst gibt es eine Rückriem-Stele. https://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCckriem-Stelen
An dieser wird jedes Jahr am 09. November den Opfern des Nationalsozialismus und den deportierten der Klinik gedacht. Pflegeschülerinnen und -schüler erarbeiten jedes Jahr zu wechselnden Fragestellungen zum Thema der Vernichtung von Menschen aus den psychiatrischen Kliniken eine Ausarbeitung.
Herr Mehl und Frau Freyaldenhoven betonten, dass das gesamte Klinikgelände für die Öffentlichkeit immer zugänglich ist. Haus 5 kann von donnerstags bis sonntags von 14:30 – 17:00 Uhr besichtigt werden.
Es standen noch viele Interessenten auf unserer Warteliste und im Nachhinein kamen noch Anfragen und Bitten diese Veranstaltung zu wiederholen. Wir werden uns dazu mit Frau Freyaldenhoven absprechen und planen eine weitere Besichtigung im 2. Halbjahr.
Quelle: Öffentlichkeitsarbeit LVR-Klinik
Der Landschaftsverband Rheinland (LVR) arbeitet als Kommunalverband mit rund 22.000 Beschäftigten für die 9,8 Millionen Menschen im Rheinland. Mit seinen 41 Schulen, zehn Kliniken, 20 Museen und Kultureinrichtungen, vier Jugendhilfeeinrichtungen, dem Landesjugendamt sowie dem Verbund Heilpädagogischer Hilfen erfüllt er Aufgaben, die rheinlandweit wahrgenommen werden. Der LVR ist Deutschlands größter Leistungsträger für Menschen mit Behinderungen und engagiert sich für Inklusion in allen Lebensbereichen. „Qualität für Menschen“ ist sein Leitgedanke.
Die 13 kreisfreien Städte und die zwölf Kreise im Rheinland sowie die StädteRegion Aachen sind die Mitgliedskörperschaften des LVR. In der Landschaftsversammlung Rheinland gestalten gewählte Mitglieder aus den rheinischen Kommunen die Arbeit des Verbandes.
Unter den Bildern finden Sie noch weitere interessante Informationen zur LVR-Klinik Düren
Weitere Informationen zur LVR-Klinik
Informativer Klinikrundgang
Ein informativer Rundgang zur Geschichte und Gegenwart der LVR-Klinik Düren fand auf dem weitläufigen Klinikgelände mit den Liberalen Frauen Bezirksverband Aachen und einer Gruppe von interessierten Gästen statt. Olaf Mehl, Kurator in Haus 5, und Silke Freyaldenhoven, Öffentlichkeitsbeauftragte der LVR-Klinik Düren, begleiteten die Besucher*innen.
Bei diesem Rundgang über das Gelände standen die verschiedenen Gebäude, die zu unterschiedlichen Zeiten errichtet wurden, im Mittelpunkt.
1878 eröffnet, verfügt die Fachklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin heute über Fachabteilungen für Allgemeinpsychiatrie, Gerontopsychiatrie, Abhängigkeitserkrankungen, forensische Psychiatrie und soziale Rehabilitation.
Die alten, unter Denkmalschutz stehenden Gebäude aus den Gründungsjahren beherbergen zum Teil nach wie vor Stationen zur Patient*innenversorgung. Im ehemaligen Gutshof befindet sich die technische Abteilung der Klinik.
Im Laufe der Jahre kamen weitere Gebäude zur unterschiedlichen Nutzung hinzu. Anhand dieser architektonischen Erweiterungen und Erneuerungen konnte die Entwicklung der Psychiatriegeschichte dargestellt werden. Haus 14 als ehemaliges Standardbettenhaus, eröffnet Ende der 1970er Jahre im Zuge der Psychiatrie-Enquete von 1975, bleibt zum Beispiel erhalten und wird in den kommenden Jahren saniert.
Das neue Hauptbettenhaus Haus 11 wurde in zwei Bauabschnitten 20212-2013 und 2014-2017 errichtet. Moderne Aufnahme- und Therapiestationen mit 1- und 2-Bettzimmern mit Nasszellen, Therapieräumen, Stationsstützpunkten und Aufenthaltsbereichen sowie eine Tagesklinik bilden nun den neuen Kern der LVR-Klinik Düren.
Der Rundgang mit Informationen zur langen Geschichte der LVR-Klinik Düren endete in Haus 5. Informationen zu den Psychiatrien in der Zeit des Nationalsozialismus und zur Geschichte des Hauses ergänzten den Rundgang.
Das ehemalige „feste Haus“ Nr. 5 wurde 1900 als erstes Bewahrungshaus im Rheinland eröffnet, um besonders sicherungsbedürftige Patienten aufzunehmen.
In den kommenden Jahren wird es umfangreiche Initiativen geben, um Haus 5 zu einem ständigen Ausstellungs- und Begegnungsort zu machen. Es ist als Knotenpunkt für die dezentrale Vermittlung von Geschichte und Gegenwart von Psychiatrie im Rheinland konzipiert.
Schon heute sind regelmäßige Informationsveranstaltungen, Lesungen und Ausstellungen Bestandteil des Programms in Haus 5.
Autorin: Silke Freyaldenhoven, Öffentlichkeitsbeauftragte der LVR-Klinik Düren
Enquete-Kommission zur Psychiatrie
Das Haus 5 der LVR-Klinik Düren zeugt von einer eher unmenschlichen Behandlung der psychisch erkrankten Menschen bis in die 1970er Jahre. Erst 1980 begann der Umbau der Psychiatrie in Deutschland, nachdem das Land immer noch die Nachwirkung der Tötungen vieler psychisch Kranker, aber auch unliebsamer und deshalb abgestempelter Menschen spürte.
1970 befasste sich der deutsche Ärztetag erstmalig in der Geschichte mit der psychiatrischen Versorgung. 1971 wurde die Enquete-Kommission gegründet und bereits der Zwischenbericht 1971 erläuterte die elenden, meist menschenunwürdigen Unterbringungen und Behandlungen.
Es wurden „Sofortmaßnahmen zur Befriedigung humaner Grundbedürfnisse“ beschlossen.
Die Kommission sah ihr Ziel darin, die psychische Krankenversorgung der allgemeinen Versorgung gleichzustellen. Psychisch Kranke sollten die gleichen Rechte haben und gleiche Maßnahmen erhalten wie körperlich Kranke.
Der psychisch Kranke muss optimale Hilfe erhalten wie jeder andere Mensch in der Gesundheitsversorge.
Festgelegte Empfehlungen
Ø Beratungsdienste, Selbsthilfegruppen
Ø Trennung von psychisch Kranken und Menschen mit Behinderungen
Ø Umstrukturierung der großen psychischen Krankenhäuser
Ø Bessere Ausbildung und Fort/Weiterbildung. http://192.168.178.21
Erst 1980 erfolgte die Umsetzung der Forderungen.
in den Köpfen mancher Menschen herrscht aber immer noch eine ablehnende Haltung und man wehrt sich gegen die Ansiedlung z.B. von Wohngemeinschaften psychisch Erkrankter in der Nachbarschaft.
WIE LANGE NOCH?
Autorin: Dagmar Göbbels, Kreisvorsitzende der Liberalen-Frauen Aachen-Land